Das Schweigen des Lehrlings
Während der Lernzeit zum Schweigen gezwungen zu sein, stärkt die Beobachtungsgabe und die Aufmerksamkeit und führt zu einer allmählichen Selbstbeherrschung, die in öffentlichen Debatten so oft fehlt.
In der kontinentalen Freimaurerei, mit Ausnahme des Emulationsritus, äußern sich die Freimaurer in der Loge durch Tafeln, die sie verlesen und die zu Diskussionen anregen. Allerdings dürfen nur die Gesellen und Meister das Wort ergreifen, während die Lehrlinge bis zum Übergang in den zweiten Grad zum Schweigen verpflichtet sind.
Es wäre falsch, dies als Schikane zu verstehen. Vielmehr ist das Schweigen der Lehrlinge Teil einer besonderen Methodik, die darin besteht, das Prinzip des Zuhörens und des Respekts für den anderen zu erlernen, das für das Erlernen einer leidenschaftslosen Dialektik erforderlich ist.
Das Schweigen während der Lernzeit stärkt die Beobachtungsgabe und die Aufmerksamkeit und führt zu einer allmählichen Selbstbeherrschung, die in öffentlichen Debatten oft fehlt.